Avalonia

Auf dem Gebiet von Avalonia liegen zahlreiche Sandsteinbrüche, die schon seit vielen Jahren zum Bouldern genutzt werden. Insgesamt finden sich über 150 Boulder in den Schwierigkeitsgraden 3 bis 8a+, verteilt auf verschiedene Sektoren. Die herausragende Felsqualität sucht dabei weltweit ihresgleichen.

Avalonia ist aber viel mehr als ein Boulder-Gebiet: Auf einzigartige Art verbindet Daniel Pohls Avalonia Mensch, Kunst und Natur. Um die wichtige Frage „Avalonia, was ist das?” besser beantworten zu können, hat sich Daniel Pohl etwas Zeit genommen und nachfolgenden Text geschrieben.

Allein die handwerklichen Arbeitsstunden in dem 14 ha großen Land-Art-Park belaufen sich auf über 10.000 Stunden. Dazu kommen noch einmal gut 10.000 Stunden geistige Arbeit - unterteilt auf die fünf Künstler Helen Fux, Jens Kothe, Johannes Ridder, Tim Löhde und Daniel Pohl. Der Wert an handwerklichen Arbeitsstunden und geistiger Arbeit übersteigt somit den materiellen Wert des Landes um mehr als das Zehnfache.

Neben diesen neuzeitlichen „Wertvorstellungen” gibt es jedoch auch noch etwas oft Vergessenes, nämlich einen „natürlichen” Wert, der sich weder in Arbeitsstunden noch in Geld messen lässt - und dieser Wert ist unbezahlbar. Wie wollen wir den Wert des Uhu Paares, das in einem nahegelegenen Waldgebiet brütet, und das Avalonia als Jagdgebiet begreift, in Geld-Wert ausdrücken? Wie können wir den Wanderfalken, der auf dem hohen Schornstein nistet, in Euros bemessen? Wie wollen wir die einzigartige Feuersalamander-Population, die Ringelnatter, die Blindschleichen, Kröten und Fledermäuse mit unseren lange verinnerlichten Geldwertvorstellungen bemessen? Alleine die einzigartigen Primärwaldgesellschaften, die sich seit dem Verlassen der Steinbrüche vor über 100 Jahren ungestört ausbreiten konnten, die quasi urwaldähnlichen Steilhänge, die seit vielen Menschengenerationen nicht mehr forstwirtschaftlich genutzt werden: All dies ist ein unendlich wertvolles Geschenk, das wir als Menschen voller Respekt betrachten werden lernen müssen.

Mit dem käuflichen Erwerb dieses wundervollen Lands wurde der Boulderclub Ruhrtal also gemeinsam mit dem DAV nicht Besitzer eines Stücks Lands - sondern lediglich Hüter eines einzigartigen Waldes - während das künstlerische geistige Eigentum weiterhin bei feinhieb und das natürliche Eigentum weiterhin bei der Natur bleibt.

Was soll denn nun eigentlich die „Kunst” an der Terrassenlandschaft sein, die hier der Land-Art-Künstler Daniel Pohl hier seit 8 Jahren erschaffen hat - deren Vorbereitung aber schon 1994 in der Klasse von Marie-Jo Lafontaine ihren Anfang fand? ... Dies ist eine eigene Geschichte, die Tim Löhde in seiner 45 minütigen Dokumentation „Daniel Pohl - Das Maß” im Rahmen der Ruhrtriennale 2015 vorgestellt hat. Nur soviel sei verraten: Die Terrassen möchten als Sockel begriffen werden - Sockel der eigentlichen Kunstwerke. Denn die Steinbruchwände selbst, die in vielen Jahrzehnten handwerklicher Maloche-Stunden von Steinbrechern erschaffen wurden, sind das eigentliche, schier unbezahlbare mystische Erbe der Industriellen Revolution! Dies ist der „Goldschatz” des Ruhrgebiets. Dieser wohl einzigartigen Industrie-Naturlandschaft die wahrlich das Prädikat UNESCO Weltkulturerbe verdienen würde.